KOMMUNIKATION AM GOETHEANUM
Goetheanum, Dornach, 16. November 2018
Internationale Konferenz der waldorfpädagogischen Bewegung setzt sich für eine entwicklungsorientierte Medienpädagogik ein
Digitale Technologien haben ein faszinierendes Potenzial. Zu ihnen gehören gleichzeitig Missbrauch durch Mobbing oder Phishing sowie Risiken wie Suchtverhalten. Die waldorfpädagogische Bewegung setzt sich für eine Medienpädagogik ein, die Kinder und Jugendliche schrittweise für die digitale Welt reif macht.
Bis der Mensch Fähigkeiten erworben hat, braucht es Zeit. Je gründlicher er dabei vorgeht, desto stabiler ist er in seiner Persönlichkeit und sicherer im Handhaben seiner Fertigkeiten. Durch Einsatz von Werkzeugen erweitert sich sein Handlungsspielraum – je mächtiger diese sind, desto notwendiger ist ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit ihnen.
Die für die Verwendung digitaler Geräte notwendige kognitiven Fähigkeit baut auf eine gesunde Hirnentwicklung. Diese vollzieht sich im Zusammenspiel mit vielseitigen Sinneserfahrungen und Erlebnissen. Ab dem zwölften Lebensjahr bildet sich der präfrontale Cortex aus, die Grundlage für Impulssteuerung und Urteilsbildung und damit für selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Handeln.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die waldorfpädagogische Bewegung für eine entwicklungsorientierte Hinführung zu digitalen Technologien ein: Eine indirekte Medienpädagogik umfasst den Erwerb handlungsrelevanter, sozialer und intellektueller Fähigkeiten, daran schließt sich die direkte Medienpädagogik unter Einbeziehen digitaler Medien an. Ein entsprechender Lehrplan betont im Kindergarten und in den ersten Schuljahren breite, sinnesorientierte Primärerfahrungen und Beherrschen analoger Medien wie der Handschrift. In späteren Klassenstufen folgt die aktive Arbeit und Auseinandersetzung mit digitalen Geräten.
Die Internationale Konferenz der waldorfpädagogischen Bewegung fordert vor diesem Hintergrund, dass Kindergärten und Schulen selbst entscheiden können sollen, wann sie digitale Medien einsetzen: «Ökonomische Interessen dürfen das Bildungswesen nicht bestimmen.»
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